Nachdem die Autorin einem hier und da im Internet begegnet und ich interessiert daran bin, neue österreichischen Autoren kennenzulernen, habe ich mir diesen Krimi besorgt, der allerdings eine herbe Enttäuschung war. Das Schwächste daran war der Plot, und das ist bei einem Krimi einfach tödlich. Man merkt, dass die Autorin sich sehr bemüht hat, in der Wahl der Locations, ihrer Protagonistin und dem mit Teerezepten ausgeschmückten Rahmen originell zu sein. Stellenweise ist das auch durchaus das, was positiv auffällt. Zumindest nicht der dreihunderttausendste "Normalkrimi", sagt man sich. Allerdings wird diese Sache ausgereizt, der allgegenwärtige Tee geht einem früher oder später ähnlich auf die Nerven wie Berenike Roithner, diese seltsam esoterische Tee- und Literatursalonbesitzerin, die sich (man weiß nicht recht warum!) zur Ermittlerin berufen fühlt, als auf einer von ihr veranstalteten Lesung ein Gast ausgerechnet vergiftet wird. Die folgende Krimihandlung ist zwar - das muss man ihr zugute halten - nicht unbedingt vorhersehbar, dafür seltsam inkonsequent, relativ spannungsfrei und von Meister Zufall beherrscht. Möglichst viele hochtrabend problematische Themen wie Gewalt an Frauen oder Nationalsozialismus werden zu einem kaum existenten Plot verbunden, den nur Berenike zusammen hält. Und Berenike ist zwar, wie gesagt, nicht unoriginell, aber grauenhaft nervig. Die knappen Sätze, die permanente Selbsthinterfragung, die schmerzenden Anglizismen, all das macht ein Lese"vergnügen" unmöglich. Selbst die Hintergründe, die man über Berenikes eigene Vergangenheit erfährt, tragen nur dazu bei, dass man sich am Ende die Frage stellt: Und wofür war das jetzt gut? Ich weiß es wirklich nicht, beim besten Willen. Nur zwei Spannungspfeile, für das Bemühen um Originalität.
Übrigens gab es darunter auch ein besonders scheußliches kleines Monster, ein sogenanntes Büchernörgele, im Volksmund auch Klugscheißerchen oder Korinthenkackerli genannt. Diese kleinen Geister verbringen normalerweise ihr Dasein damit, daß sie an Büchern herumnörgeln. Es ist bisher nicht eindeutig erforscht, wozu es solche Wesen überhaupt gibt. (Michael Ende)
Seiten
Bewertungssysterm
Mittelmäßig :-/
Gleich vorneweg: Dieser Thriller ist nicht schlecht. Meine mittlere Bewertung kommt daher, dass er einfach "mittel" ist. Gleich beim Eintreffen habe ich mich erst einmal über die Seitenzahl gewundert. Er ist mit 272 Seiten sehr, sehr dünn für einen Thriller. Aber man soll ja nicht nach Äußerlichkeiten gehen! Auch in der Kürze mag die Würze stecken. Allerdings fand ich den Augenschneider eher ungewürzt im Geschmack. Die Handlung war vorhersehbar. Nicht schlecht, aber eben auch nicht neu von der Idee her. Ich hatte das Gefühl, die Geschichte schon oft gelesen zu haben. Es hat mich zwar nicht gelangweilt, aber auch nicht extrem gefesselt. Die Ermittler wurden in vielen Details vorgestellt, der Gerichtsmediziner Heinz Martin, sein Freund, der Kommissar Helmut Wagner, seine Kollegin Laura Campelli und Kommissar Moser, dem die Rolle des "bad cop" zufällt, bilden einen schönen Kreis. Dennoch hat man auch hier immer das Gefühl, mehr eine Mustergruppe denn Menschen aus Fleisch und Blut zu begegnen. Viele Szenen aus dem Privatleben der Ermittler mögen zwar hübsche Details liefern, sind aber zum großen Teil weder nötig noch spannend. Stattdessen gibt es in der Thrillerhandlung gar keine unerwarteten Wendungen. Kranker, familiär geschädigter Täter entführt Frauen aus krankem Motiv, das ich bis zum Ende eigentlich zu schwach gefunden habe. Hübsch arrangiert, aber nie mit Sog.
Der Vergleich mit Fitzek drängt sich - nicht nur wegen des Titels - auf, und Fitzek gewinnt durch seine Mal für Mal unkonventionellen, hochspannenden Plots haushoch. Dennoch kann man Valentina Berger im Auge behalten, wenn die nächsten Storys mehr Fleisch und Kraft haben als diese, denn der Schreibstil ist auf jeden Fall eine sehr positive Erwähnung wert!
Nur drei Spannungspfeile, wegen des dünnen Plots, aber ein Plus für ein solides Debüt und sprachliches Können.
Perfekter Spannungsbogen :-)
Ansonsten vier gute Spannungspfeile für Sebastian Fitzek und seinen Augensammler!
Viva la Evie! :-))
- Broschiert: 383 SeitenVerlag: Diogenes; Auflage:1 (September 2007)Sprache: DeutschISBN-10: 3257066015Adam Davies ist ein toller Geschichtenerzähler. Selbst wenn man sich mit seinem Helden Harry nicht identifizieren kann, leidet man doch mit ihm mit, wenn er in einen Strudel aus selbst verschuldeten Peinlichkeiten gerät und Job, Liebe und Würde verliert.Froschkönig erzählt den Abstieg des Lektoratsassistenten Harry Driscoll, der seine Kollegin Evie liebt, es ihr aber nicht sagen kann, in seinem Job frustriert ist und deshalb keine Gelegenheit auslässt, an seiner Kündigung zu arbeiten und am Ende lernen muss, sich selbst zu mögen, was die härteste Lektion ist.Davies ist ein Wortkünstler und Wortspieler. Manchem mag es zu dick aufgetragen klingen, wenn er Sätze formuliert wie "Oben ziehen ein paar aufgedunsene Wolken vorbei, und der Mond treibt sie wie billige Freier um den Kirchturm herum.", aber wer so etwas mag, wird in diesem Roman schwelgen können, den einerseits eine Lässigkeit und Brüchigkeit, andererseits eine Liebe zu Details und eine spürbare Nähe des Autors zu seinen Protagonisten auszeichnet. Dabei entwickelt die Geschichte einen Sog, der einen mit Harry mitzieht, dafür gibt es von mir fünf Spannungspfeile und den Daumen hoch für große Wort- und Schreibkunst! Viva la viva la viva!
Kurzweilig :-)
Die Jugendlichen, deren Leben hier durch Jems außergewöhnliche Gabe aus den Fugen gerät, sind von Frau ward exzellent geschrieben. Sie sind weit vom Klischee entfernt und berühren durch ihr Außenseitertum. Kein blasser Abklatsch davon wie Erwachsene sich Jugendliche vorstellen, sondern gut charakterisierte, glaubwürdige Helden, in deren Haut man bald steckt. Respekt. Der Spannungsaufbau ist nicht ganz thrillertypisch und erinnert zeitweise an Roadmovies und Fluchtstories, aber immerhin bleibt man durchgehend dran und will wissen, wie es weiter geht. Das Ende ist dann sehr kunstvoll gesetzt, die Fortsetzung auf Englisch ja schon erschienen.
Vier Spannungspfeile von mir für sehr kurzweilige und starke Lektüre!